„Nine Sols ist das geheime Indie-Kind, das Hollow Knight auf dem Schulhof beim Armdrücken fertig macht.“
Nine Sols ist für mich das perfekte Beispiel eines unterschätzten Meisterwerks.
Und bevor jemand gleich hyperventiliert: Ja, Hollow Knight ist großartig. Aber Nine Sols ist das Spiel, das Hollow Knight heimlich nachts im Spiegel ansieht und denkt: „Verdammt, warum bin ich nicht so cool?“
Nine Sols sieht aus, als hätte jemand taoistische Mythologie mit Sci-Fi verheiratet – und es ist tatsächlich eine glückliche Ehe, nicht so eine schnelle Vegas-Hochzeit. Alles ist handgezeichnet, voller Detail und Charakter. Jede Umgebung fühlt sich frisch an: Tempel, Ruinen, Neonlichter – es ist, als würde man durch ein animiertes Kunstwerk laufen. Hollow Knight wirkt dagegen manchmal wie: „Willst du diesen Raum in Grau oder in Dunkelgrau?“
Der Soundtrack ist ein echter Volltreffer. Hollow Knight klingt oft wie eine melancholische Geige im Regen – wunderschön, aber eben auch ziemlich betrübt. Nine Sols dagegen feuert dir epische Drums und treibende Beats um die Ohren, die dich direkt in Kampfeslaune prügeln. Und sobald die Action vorbei ist, wechselt die Musik in ruhige, spirituelle Klänge, die dich fast vergessen lassen, dass du gerade noch mit Schweißhänden am Controller geklebt hast. Ein perfekter Mix aus Zen und Adrenalinrausch.
Du spielst Yi, einen daoistischen Krieger, der gegen die „Nine Sols“ – gottähnliche Wesen – antritt. Klingt erstmal nach dem üblichen „Auserwählter gegen die Götter“-Kram, aber nein: Die Story entfaltet sich clever, mysteriös und bleibt dabei nachvollziehbar. Du bekommst Mythen, Geheimnisse, Wendungen – und es wird alles so präsentiert, dass du wirklich wissen willst, was da abgeht. Hollow Knight hat seine Lore in geheimen Textschnipseln im Keller versteckt. Nine Sols dagegen: „Hier, lies, fühl, staune – und dann geh kämpfen.“
Und jetzt das Beste: die Parry-Mechanik.
Holy. Sh*t. Jeder Parry ist wie ein „Get Rekt“-Sticker, den du direkt ins Gesicht des Gegners klatschst. Es ist präzise, befriedigend und du erwischst dich dabei, nach einem Bossfight kurz triumphierend zu grinsen, als hättest du persönlich einen Gott beleidigt. Die Kämpfe sind fordernd, aber nie unfair – eher wie ein respektvoller Zweikampf, bei dem das Spiel dir sagt: „Naaa...komm schon, du kannst es besser.“
Und genau das machts so befriedigend. Jeder Fehler ist eine Lektion, jeder Erfolg ein echter Triumph.
Fazit:
Hollow Knight bleibt super – keine Frage. Aber Nine Sols kombiniert grandiosen Artstyle, Soundtrack, Story und ein Kampfsystem, das so süchtig macht, dass man reflexartig fast schon im echten Leben Leute parieren möchte.
Nine Sols ist viel zu unterschätzt. Es ist das Spiel, das zeigt, man braucht keine Emo-Käfer, um ein Meisterwerk zu bauen – man braucht nur Stil, Herz und ein Kampfsystem, das dich wirklich dazu bringt, besser zu werden.“
